Lebe lieber leichter

Übergewicht im ayurvedischen Kontext

Vaidya Prathmesh Vyas
In diesem Video spricht unser Ayurveda Experte über das Thema Übergewicht im ayurvedischen Kontext.

Schau‘ mal auf die Uhr: Wie lange ist es her, seitdem du den letzten Happen gegessen hast? Oder hast du vielleicht gerade jetzt einen Snack in der Hand, während du „schnell“ diesen Artikel lesen willst, bevor du gleich weiter musst?

Was wir essen, wann und wie: Darum dreht sich im Ayurveda vieles. Eigentlich eine ganz natürliche Sache, haben wir „Menschen von heute“ aber oft den Bezug dazu verloren. Wir achten nicht mehr auf Uhrzeiten, die Mengen auf dem Teller und vor allem nicht darauf, was uns unser Körper zurückmeldet. 

Die Folgen für unser gesamtes Sein sind weitreichend, nach außen sichtbar werden die Pfunde zu viel an Bauch & Co. 

Wenn du jetzt aber an überdrehte Diät-Tipps denkst, kannst du beruhigt aufatmen. Der ayurvedischen Heilkunst geht es nicht um irgendwelche abstrakten Schönheitsideale. Es geht um deine Gesundheit, die Harmonie mit deinem Körper und deinem inneren Ich.

All das kannst du selbst beeinflussen. Hier erfährst du, wie einfach das geht.

Übergewicht –
nach Ayurveda erklärt

Nach der ayurvedischen Lehre steht das Körpergewicht generell nicht wirklich im Vordergrund; vor allem, da du je nach Dosha-Typ auch mit den „paar Pfunden zu viel“ rundum gesund sein kannst. Standardisierte Maße, wie ein Mensch zu sein hat, gibt es im Ayurveda zum Glück sowieso nicht.

Wenn du hier als von „Übergewicht“ liest, sind nicht die kleinen Pölsterchen gemeint, die man sich vielleicht einmal an den Feiertagen oder im Urlaub angefuttert hat. Es geht wirklich um so viel Zuviel, dass die Gesundheit ernsthaft gefährdet sein kann. Bei richtiger Fettleibigkeit werden nämlich viele Organe und Körpergewebe schlecht bzw. unterversorgt. Das liegt nach der ayurvedischen Lehre am grundsätzlichen Stoffwechsel-Prinzip:

Die sieben Körpergewebe

Gemäß Ayurveda gibt es im menschlichen Körper sieben verschiedene Gewebe (im Ayurveda Dhatus genannt). Der Begriff bedeutet dabei eher so etwas wie grundlegende Substanzen, aus denen die Struktur unseres physischen Körpers gemacht sind. Diese Gewebe sind:

  1. Plasma
  2. Blut
  3. Muskulatur
  4. Fett
  5. Knochen, Knorpel & Stützgewebe
  6. Knochenmark & Gehirn
  7. Keimzellgewebe & Fortpflanzungsorgane

Dabei ist die genannte Reihenfolge von Bedeutung.

 

Das Domino-Prinzip des Stoffwechsels

Jedes Gewebe hat seinen eigenen Stoffwechsel, der jeweils nacheinander in Gang kommt. Wenn wir etwas essen, entnimmt im Kontext des Ayurveda also zuerst das Plasma die Stoffe, die es braucht und verstoffwechselt sie. Der Rest wird weitergegeben an das Blut. Dies verstoffwechselt ebenso die benötigten Anteile aus der Nahrung und gibt das Übrige an die Muskulatur weiter. Dieser Vorgang wiederholt sich Schritt für Schritt. Du kannst es dir vorstellen wie hintereinanderstehende Dominosteine. Fällt der erste Stein um, stößt er den nächsten an.

Wenn das System blockiert 

Was passiert nun, wenn bei einem Gewebe der Vorgang gestört ist oder gar nicht mehr funktioniert? Dann gerät auf Dauer das gesamte System ins Stocken, die benötigten Nährstoffe kommen bei den nachfolgenden Geweben nicht mehr in der nötigen Qualität oder sogar überhaupt nicht mehr an. Jedes Gewebe kann von einer Störung betroffen sein und verursacht unterschiedliche Symptome.

Übergewicht: Die Stoffwechselstörung des Fettgewebes

Zu viel Nahrung, zu viele Kalorien und insgesamt zu viel süße und schwere Lebensmittel sind hauptverantwortlich für einen gestörten Stoffwechsel des Fettgewebes. Das Zuviel wird aber nicht nur eingelagert, und man wird dick; alle Gewebe in der Reihenfolge „dahinter“ werden nicht mehr richtig mit Vitalstoffen versorgt. So kommt buchstäblich eines nicht mehr zum anderen. Übergewicht verschlechtert auf Dauer also unsere gesamte Gesundheit und Lebensqualität.

Viel mehr als nur „zu viel“: Die Folgen von Übergewicht

Den alten indischen Lehrmeistern ging es ganz gewiss nicht darum, einen äußerlich „perfekten“ Körper zu haben.

Die Folgen von Übergewicht können unter anderem Atemnot schon bei geringsten Tätigkeiten und Bewegungen sein, unangenehm riechender Schweiß, ein übermäßiges Schlafbedürfnis und generell fehlende Motivation bzw. Interesselosigkeit und Antriebslosigkeit.

Von Snack-Sünden und Essen über den Tellerrand

Grundsätzlich kann alles dick machen, was uns aus dem Gleichgewicht bringt und die Körperfunktionen in ihren natürlichen, gesunden Abläufen durcheinanderbringt. Aber auch im Ayurveda ist das Essverhalten die wichtigste Schraube, an der wir drehen können. 

Die Nummer-1 Ursache für echtes Übergewicht ist das häufige Snacken. Der Stoffwechsel und die Verdauung kommen mit dem Verwerten gar nicht mehr hinterher. 

Deshalb tust du dir selbst dann keinen Gefallen, wenn du gesunde Lebensmittel naschst wie z. B. süße Früchte oder naturbelassenen Joghurt. Oft denkt man auch einfach nicht daran, dass der Müsliriegel am Nachmittag ebenfalls wie eine kleine Nachspeise ist.

Ähnliches gilt für den teilweise anerzogenen „Drang“, immer alle Reste brav aufessen zu müssen. Viel besser geht es dir, wenn du die Gabel spätestens dann weglegst, sobald du satt bist. Vielleicht schaffst du es sogar, schon etwas vorher Schluss zu machen, also wenn du eigentlich das Empfinden hast, zwei oder drei Bissen würden noch gehen.

Auch zu viele kalorienreiche Gerichte, zu viele kalte Speisen und Getränke sowie „nebenbei“ Essen – während man fernsieht oder weiterarbeitet – tun uns nicht wirklich gut.

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Komm dem Geheimnis der Magen-Darm-Funktionen auf die Spur: Hier erfährst du mehr über das Wunder unserer Verdauung.

Couch ohne Surfing: Ursache Bewegungsmangel

Bei vielen von uns kommen allein durch den (Büro-)Job jeden Tag ziemliche viele Stunden zusammen, die wir im Sitzen und damit ohne große Bewegung verbringen.

Dabei ist es nun mal so: Körperliche Aktivität verbraucht Kalorien und kurbelt den Stoffwechsel an, deshalb tut uns Bewegungsmangel auf Dauer nicht gut. Darüber hinaus können auch Übermüdung und zu langes Schlafen Übergewicht begünstigen.

Bitte beachte: Auch Erkrankungen wie beispielsweise Störungen der Schilddrüsenfunktion oder Lipödem können zu hohem Übergewicht führen. Im Zweifelsfall solltest du dich vertrauensvoll an einen Arzt wenden.

 

Leichter werden? Leichter als du denkst!

Zum Glück hält Ayurveda jede Menge praktischer Alltags-Tipps bereit, mit denen du dich und deinen Stoffwechsel wieder in Richtung Good-Feeling steuern kannst. Los geht’s!

Do’s – wie das Fett sein Fett wegkriegt

Es wird dich nicht verwundern, dass du am allermeisten mit der richtigen Ernährung erreichen kannst. Doch statt komplizierter Diäten bietet dir Ayurveda einige wirkliche einfache Möglichkeiten und „besondere“ Lebensmittel, die es die leichter machen, neue Ideen für deine „Küchen-Routine“ auszuprobieren und mit Genuss dabeizubleiben.

Kochen als Dosha-Ausgleich: Verwende möglichst viele Lebensmittel, die dem Kapha Dosha entgegenwirken Denn ein Kapha-Übermaß kann den Stoffwechsel träge machen. Dazu gehören: Gerste, Buchweizen, Quinoa, Amaranth. Rote/Braune Linsen sowie Mungbohnen. Scharfe Öle wie Senf, Schwarzkümmel, Rapsöl. Bittergrünes Gemüse wie Grünkohl, Kohl, Mangoldspinat, Stangensellerie, Brokkoli, Chicorée und Spargel; Kräuter wie Petersilie, Minze, Rosmarin; hauptsächlich gekochte Früchte und Kompott; Honig als Süßungsmittel

Fatburner aus dem Gewürzregal: Ingwer, Kurkuma, Kreuzkümmel und Anis sind deine Verbündeten in der Küche. Die Gewürze helfen nach der ayurvedischen Vorstellung, Störungen im Fettgewebe aufzulösen.

Fast(en) noch besser: Du kannst versuchen, 1 bis 2 Tage pro Woche gar nichts zu Essen und nur den Zitronen-Honig-Drink auf deinen „Speiseplan“ zu setzen. Du solltest dann bitte mindestens 3 Liter trinken.

Trink dich schlank: Zusätzlich zu deinem täglichen Trinkpensum (mind. 2 Liter) kannst du den Fettstoffwechsel-Turbo mit diesen Getränken anwerfen.
300 ml lauwarmes Wasser mit dem Saft ½ Zitrone und 1 TL Honig
Grüner Tee
Zitronen-Ingwer-Tee
Kurkuma-Wasser
Diesen Mix am besten 2-3 x über den Tag verteilt trinken

Don’ts – was nicht mehr ins Gewicht fallen sollte

Kurzer Prozess für Langschläfer: Versuche, bis spätestens 6.00 Uhr aus den Federn zu kommen. Warum es optimale Aufsteh-Zeiten gibt, erfährst du in unserem Artikel über den Schlaf. ((verlinken))

Sitzfleisch beweisen: Vermeide es möglichst, stundenlang vor dem Rechner oder auf dem Sofa zu sitzen. (besser sind z. B. täglich 30 Minuten flotter Morgenspaziergang, Treppe statt Aufzug nehmen oder auch einfach beim Telefonieren herumlaufen.)

Multitasking: Weder Lesen, noch fernsehen oder arbeiten – konzentriere dich auf das Essen, genieße es, sei wirklich dabei.

Kalte Küche, weißes Mehl: Wann immer es dir möglich ist, mache einen Bogen um kalte Speisen und Getränke, überschüssiges Salz, kohlenhydratreiche Speisen wie Kartoffeln, Reis, Weißmehl, Nudeln, Weißbrot, Kuchen usw., Bananen, Ananas, Melonen, Mangos und Fruchtsäfte.

Abnehmen á la Ayurveda

Ideal ist alles, was ausgleichend auf Kapha wirkt: Mehr über das universelle Wirkprinzip dieses Doshas.

Zusammenfassung

Das Wichtigste To-Go

Übergewicht wird im Ayurveda nicht auf die leichte Schulter genommen. Dabei geht es aber nicht um äußere Perfektion oder ein Schönheitsideal. Entscheidend sind die negativen Folgen von Fettleibigkeit.

Im ayurvedischen Kontext besteht der menschliche Körper aus sieben Geweben, die in einer festgelegten Reihenfolge nacheinander die Nährstoffe aus unserem Essen verstoffwechseln. Tritt an einer Stelle eine Störung auf, werden alle nachfolgenden Gewebe in Mitleidenschaft gezogen.

Eine Störung im Stoffwechsel des Fettgewebes (das an 4. Stelle der Körpergewebe steht) führt dazu, dass die nachfolgenden Gewebe nicht mehr richtig versorgt werden. Das kann letztlich die gesamte Lebensqualität verringern.

Die Hauptursache von zu vielen Fettpolstern ist das permanente Snacken. So kann der Stoffwechselvorgang gar nicht richtig abgeschlossen werden, bevor schon wieder die nächste Nahrung nachkommt.

Ideal sind alle Verhaltensweisen, die Kapha ausgleichen, dem Zuviel dieses Doshas also entgegenwirken. Dazu gehören unter anderem genügend Bewegung, bittere Lebensmittel, Gewürz-Fatburner wie Ingwer und Kurkuma sowie das richtige Schlaf-Maß.

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