Bauch gut, alles gut

So wichtig sind Verdauung und Stoffwechsel

Vaidya Prathmesh Vyas
In diesem Video spricht unser Ayurveda Experte über die Darmgesundheit im Ayurveda.

Wir reden selten offen über sie, dabei vollbringt sie das Wunder, einen Teller Suppe in pure Lebensenergie zu verwandeln. Eine gute Verdauung hält uns am Leben, ohne sie könnten wir die Nährstoffe aus unserer Nahrung gar nicht aufnehmen. 

Im Ayurveda wird der Arbeit von Magen und Darm ganz besondere Beachtung geschenkt – nahezu alle Krankheiten haben nach der ayurvedischen Lehre dort ihren Ursprung.

Wenn es also wieder mal zwickt und zwackt in deiner Körpermitte, wenn dir etwas auf den Magen schlägt oder du sprichwörtlich zu viel Wut im Bauch hast – dann lohnt es sich, deiner Verdauung wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Oft reichen schon einige kleine Veränderungen in deinem Ernährungsrhythmus, um dich wieder fit, aktiv und ganz du selbst zu fühlen.

Deine Gesundheit
im Zentrum 

Die „goldene Mitte unseres Körpers“, so könnte man den Magen-Darm-Trakt nennen – und er ist auch wirklich Gold wert: Das gesamte Verdauungssystem nimmt im Ayurveda für unsere körperliche wie emotionale Gesundheit eine zentrale Stellung ein. Es gilt als Sitz der wichtigsten Wirkprinzipien, viele Erkrankungen und Störungen können hier ihren Ursprung haben und sich dann auf den ganzen Körper auswirken.

Auch deshalb wird in der ayurvedischen Lehre so viel Wert darauf gelegt, hochwertige, nährende Lebensmittel zu verwenden und sie so zuzubereiten und aufzunehmen, dass sie uns genau die gute Energie liefern können, die wir für ein vitales und ausgeglichenes Leben brauchen.

Die drei Abschnitte unserer Verdauung

Du kannst dir den Magen-Darm-Trakt vereinfacht in drei Hauptabschnitten vorstellen. Jeder dieser Abschnitte lässt sich einem Dosha zuordnen. Die drei universellen Energien Vata, Pitta und Kapha haben also ihren Hauptsitz an jeweils einem bestimmten Bereich innerhalb des „Systems“:

Im Bereich vom Mund bzw. Rachen bis zum Ende des Dünndarms hat Pitta seinen Hauptsitz. Zentrale Aufgabe dieses „Kanals“ ist der Transport der Nahrungsmittel. Im Dünndarm werden die Nährstoffe aus unserer Nahrung aufgenommen und gespalten. Außerdem gehen ab hier Nähr- und Abfallstoffe getrennte Wege.

Im Magen hat das Kapha Dosha die Oberhand. Hier wird die Nahrung gut vermischt und vor allem verflüssigt. Gleichzeitig sorgt unser Körper dafür, dass die Magenwand trotz aggressiver Säure gut geschützt bleibt.

Der Dickdarm ist schließlich „Heimat“ des Vata Doshas. Bis hierhin gelangt alles Unverdauliche, das dann ausgeschieden wird, zum Beispiel Faserstoffe von Obst und Gemüse.

 
 
 
 

Gut verdaut ist halb gewonnen

Damit wir uns fit und aktiv fühlen, sind alle drei Bereiche im harmonischen Zusammenspiel wichtig. Funktioniert das sensible Stoffwechsel-System nicht richtig, bleibt „Unverdautes“ im Körper zurück. Diese Rückstände werden im Ayurveda Ama genannt, was wörtlich so viel wie unreif, unverarbeitet und auch giftähnlich bedeutet.

Gemeint ist auch alles, was uns „schwer im Magen liegt“ – also auch schwer verdauliche Lebensmittel oder wenn unsere Verdauung nicht mehr richtig arbeiten kann. Du kennst das vielleicht, wenn du später am Abend noch einen Rohkostsalat oder eine große Portion Fleisch isst. Wenn du dann ins Bett gehst, bleibt das Abendessen (teilweise) unverdautAma entsteht. Du kannst dir Ama ungefähr wie Schlacken vorstellen, die im übertragenen Sinn den Magen-Darm-Trakt „verkleben“. Sammelt sich zu viel Ama an, kann es sich überall im Körper ausbreiten. Das wiederum kann zu weiteren Beschwerden führen, die auf den ersten Blick gar nichts mit dem Magen oder Darm zu tun haben.

Ein sehr wichtiges Ziel im Ayurveda ist es daher, Ama gar nicht erst entstehen zu lassen oder es möglichst schnell wieder zu lösen, damit wir es ausscheiden können. Und dafür brauchen wir eine rundum geschmeidige, gut funktionierende Verdauung

Verdauungsfeuer frei! 

Wie kann es nun gelingen, Ama in Schach zu halten? Dafür gibt es – ganz natürlich – einen starken Verbündeten: Das Verdauungsfeuer. Es entfacht alle unsere Stoffwechselprozesse, im Ayurveda wird es Agni genannt. Es geht dabei um viel mehr als nur die eigentliche Nahrungsverdauung. Unsere gesamte Lebensenergie, Intelligenz, Lebensfreude, Erfolg und Ausstrahlung hängen davon ab. Kein Wunder also, dass unser Körper, Geist und Seele Feuer & Flamme dafür sind, alles Aufgenommene vollständig und gesund zu verdauen.

Lass‘ dein Feuer lodern

Mit diesen Tipps bleibt dein Verdauungsfeuer stark und im Gleichgewicht:

Mehr Dosha in der Küche

Wähle möglichst oft aus den Lebensmitteln aus, die deinem Dosha-Typ entsprechen.

Bring’ dich in Bewegung

Keine Sorge, weder ein Marathon noch permanentes Schwitzen im Fitness-Studio sind nötig, um dich nach Ayurveda ausreichend zu bewegen. Ideal für alle Dosha-Typen ist Yoga, darüber hinaus kannst du je nach deinem Dosha-Typ die für dich ausgleichenden Aktivitäten wählen.

Folge dem Atemfluss

Viele Menschen atmen „falsch“, zum Beispiel zu flach oder zu schnell. Eine ganz einfache Übung für mehr gesunde Atmung geht so: Sitze entspannt, aber gerade und lege deine Hand locker auf deinen Unterbauch. Nun schließe die Augen und atme einige Male tief ein – achte darauf, dass sich dabei dein Bauch wölbt. Dann ohne Druck den Atem wieder herausfließen lassen, der Bauch zieht sich von ganz allein wieder ein.

Immer schön ruhig

Auch und gerade in hektischen Zeiten ist es für ein starkes Verdauungsfeuer wichtig, dass wir gut relaxen. Zum Glück gibt es inzwischen viele Kurse, Videos, Bücher, Apps oder Podcasts, mit denen du zum Beispiel geführte Meditationen machen kannst.

 
 
 
 

Geht’s deinem Bauch gut, geht’s auch dir gut

Vielleicht kennst du das auch: Mal zwickt der Bauch, mal grummelt es im Magen, mal fühlst du dich aufgebläht und irgendwie schlapp. Dann kannst du es einmal mit neuen Essgewohnheiten probieren. Oft reichen schon kleine Schritte aus um für großes Wohlbefinden zu sorgen. Diese ayurvedischen Faustregeln sind optimal für eine gesunde Verdauung:

Obst ist prinzipiell sehr gut verdaulich

Genieße Gemüse & Getreide am besten nur gekocht

Obst sowie gekochtes Gemüse/Getreide sollte den größten Anteil auf deinem Teller ausmachen

Verwende Fett nur in geringen Mengen und in Form wertvoller Öle (z. B. Sesamöl) (Ausnahme: Vata-Typen tut eine Extraportion Öl besonders gut)

Versuche beim Kochen immer frische Lebensmittel zu verwenden

Nicht immer leicht, aber sehr wirkungsvoll: Geh‘ nur an den Kühlschrank, wenn du hungrig bist, und lass‘ die Gabel fallen, wenn der Bauch voll ist.

Gönn‘ dir genug Pausen: Versuche, zwischen den Mahlzeiten mindestens drei, besser bis zu fünf Stunden wirklich nichts zu essen; nur so kann unser Verdauungssystem alles gut verarbeiten, bevor es wieder an die Arbeit geht

Fisch und Fleisch (tierisches Eiweiß) solltest du nur ab und zu essen; und dir Tartar, Sushi & alles Nicht-Gekochte möglichst verkneifen

Auf kalte Getränke solltest du lieber verzichten, vor allem während des Essens

Alarm in
Magen & Darm?

Egal ob vorbeugend oder bei akuten Symptomen, diese Top-3 können dir helfen:

1. Kurkuma wirkt Agni anregend, fördert den Appetit sowie Gallefluss und beseitigt Unverdautes
2. Fenchelsamen wirken entkrampfend, sind gut gegen Magenübersäuerung und wirken Ama-senkend
3. Koriander wirkt entkrampfend und fördert die Verdauung

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Wie du Lebensmittel für eine gesunde Verdauung am besten kombinierst, und warum Schinken-Sahne-Sauce keine gute Idee ist, erfährst du im Artikel über die Grundprinzipien der ayurvedischen Ernährung.

Zusammenfassung

Das Wichtigste To-Go 

Der gesamte Magen-Darm-Trakt ist im Ayurveda von umfassender Bedeutung.

Wichtig ist, dass die gesamte Nahrung gut und vollständig verdaut wird. Dafür braucht es ein ordentliches Verdauungsfeuer (Agni genannt).

Alles, was nicht richtig und vollständig verarbeitet wird, bleibt als „Unverdautes“ (auch Ama genannt) im Verdauungstrakt zurück. Sammelt sich zu viel Ama an, kann sich das negativ auf den ganzen Körper auswirken.

Um deine Verdauung anzuregen, sind auch Bewegung und die richtige Atmung wichtig.

Setze möglichst oft gekochtes Gemüse und Getreide auf deinen Speiseplan.

Auf deiner „roten Liste“ sollten kalte Getränke, zu viel Rohkost und (vor allem rohes) Fleisch & Fisch stehen.

Höre auf dein Bauchgefühl und lass dich nicht nur von deinem Appetit leiten: Wenn du satt bist, verzichte auf den Nachschlag.

Besonders leicht verdauliche Nahrungsmittel unterstützen deine Körpermitte – du wirst dich aus dem Bauch heraus gut fühlen!

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