Die heilende Kraft von Ayurveda

Mentales Ungleichgewicht

Vaidya Prathmesh Vyas
In diesem Video spricht unser Ayurveda Experte über mentales Ungleichgewicht aus ayurvedischer Sicht.

Hallo, wie geht’s dir? Danke, geht schon. Worte wie diese werden jeden Tag unzählige Male gewechselt. Doch viel zu selten denken wir über deren Bedeutung nach – egal, ob wir die Frage stellen oder die Antwort geben.

Tatsächlich sind diese oft leeren Aussagen schon eine Auswirkung unserer Zeit voller Stress und ständigem Leistungsdruck. Beides kann zu vielfältigen psychischen Belastungen führen: Immer mehr Menschen leiden zumindest zeitweise unter starken, oft undefinierbaren Angstzuständen oder fühlen sich tief bedrückt.

Im Ayurveda wird negativen Geisteszuständen genauso viel Beachtung geschenkt wie allem Körperlichen. Denn was wäre ein gesunder Körper, in dem ein trauriger, angstvoller oder verletzter Geist wohnt?

Wenn auch du gerade in einer belastenden Lebenssituation steckst, findest du hier nützliche Rettungsanker, mit denen du wieder in deine Mitte finden und dein inneres Licht zum Leuchten bringen kannst. Selbst allerkleinste Trippelschritte können schon helfen!

Angst, Traurigkeit und Negativität –
das sagt Ayurveda dazu

Nach der alten indischen Heilkunst ist alles, was unser Leben betrifft, maßgeblich von den drei universellen Doshas geprägt – also auch unser Geist. Wenn wir uns nun Angst oder anhaltender Traurigkeit ausgesetzt sehen, ist es das Übermaß an Vatadas dafür verantwortlich ist. Man könnte auch sagen: Diese anhaltend negativen Grundgefühle sind Vata-Störungen des Geistes.

Dabei wird Angst im Ayurveda zunächst als ganz natürliche Reaktion auf Stress definiert. Bei depressionsähnlichen Zuständen spielt sich allerdings beinahe das ganze Leben in einem negativen Kontext ab.

 

Wenn nach einem schlechten Tag keine gute Zeit mehr kommt

Fast alle Menschen fühlen sich ab und zu einmal ängstlich, empfinden Überforderung oder sehen alles „grau in grau“. Wir stehen vor Hürden, stolpern, geraten in emotionale Stürme. Wenn du also nicht jeden Tag wie ein Honigkuchenpferd mit der Sonne um die Wette strahlst, ist das erst mal vollkommen normal.

Aber wann werden negative Phasen bedenklich? Und was können erste Alarmzeichen sein? Die Antworten sind nie pauschal, denn jeder Mensch und jedes Leben ist einzigartig. Doch es gibt zumindest einige, recht typische Signale:

Angst –
der Körper rebelliert

Angstzustände zeigen sich häufig in regelrechten Attacken, die wie aus dem Nichts auftauchen. Alle Gedanken kreisen von einer Sekunde auf die andere nur noch um die lähmende Frage „Hilfe, was passiert hier!?“ Das Gefühl kann sich bis zur Panik steigern, wobei man in der akuten Situation oft völlig irrational denkt und handelt – auch ohne, dass es einem bewusst ist.

Der Körper kann teils massiv reagieren, typisch sind zum Beispiel unwillkürliches Zittern, Herzrasen, Schwitzen und ein trockener Mund. Langfristig können unter anderem Schlafstörungen, dauernde Kopfschmerzen und ein Reizdarm-Syndrom auftreten.

Emotionales Tief –
Trübsal ohne Ende

Die früheren Hobbys machen keinen Spaß mehr, Nachrichten auf der Mailbox bleiben unbeantwortet, man kann sich zu nichts mehr Aufraffen – all das kann das Abdriften in eine emotionale Abwärtsspirale ankündigen.

Du kannst dir den Zustand sinnbildlich vorstellen wie eine Frucht ohne Saft: Es ist kein Geschmack mehr da, keine positiven Gefühle, kein Lachen. Im schlimmsten Fall ist alles beherrscht von ständiger Traurigkeit, oft begleitet von der Vorstellung, man sei an seinem Zustand selbst „schuld“.

Wichtiger Hinweis: Wenn du solche Anzeichen bei dir entdeckst, könnte dies auf eine depressive Verstimmung oder sogar eine Depression hindeuten. Dann solltest du SOS rufen und dir schnellstmöglich psychologischen oder ärztlichen Rat holen. 

Zurück ins gute Gefühl:
Die besten ayurvedischen Tipps

Um dich wieder in ein positiveres Grundgefühl zu bringen, ist das Ziel, die übermäßige Vata-Energie zu beruhigen. Das heißt also: Alles, was Vata verringert, kann dir richtig guttun.

Vata ist dem Element Luft zugeordnet, und Luft trocknet aus. Eine wesentliche Eigenschaft von Vata ist daher die Trockenheit. Um dem entgegenzuwirken, ist alles Ölige ideal – in Form hochwertiger Öle und Ghee im Essen sowie Ölmassagen. All das hilft dabei, deinen Körper und alle Funktionen wieder geschmeidig zu machen. Das wiederum unterstützt einen erholsamen Schlaf.

Darüber hinaus helfen tägliche Routinen: Aufstehen, direkt in die Dusche, danach eine 10-minütige Meditation mit sanfter Musik, dann Frühstücken mit deinem frisch gebrühten Lieblingstee. Das alles immer im gleichen, haltgebenden und beruhigenden Rhythmus.

Mehr Spannendes
zum Thema

Nach Ayurveda kann regelmäßiges Schlafen den inneren physiologischen und psychologischen Kreislauf stark beeinflussen. Was du konkret tun kannst, um (wieder) ins Land der süßen Träume zu kommen, findest du hier.

So findest du ganz gezielt
in deine Balance

Speziell bei Angstzuständen

Wärme ist der Schlüssel zur inneren Ruhe: Wohltuend ist eine große Tasse warme Milch mit Safran und Honig.

Auch äußere Anwendungen wie ein heißes Bad mit duftenden Ölen oder warme Ölmassagen für Füße und Kopf sind Balsam gegen alles, was dich belastet.

Aromatherapie: Besonders angenehm sind Lavendel, Majoran, Rose und Sandelholz. Du kannst die Duftöle in heißes Wasser träufeln und den Dampf inhalieren, im Raumdiffuser verwenden oder ins Badewasser geben.

Über den Atem in die Kraft: Yogisches Atmen (auch Pranayama genannt) ist ideal, um das Nervensystem zu beruhigen, am besten eignet sich die abwechselnde Nasenatmung.

Speziell bei einem emotionalen Tief

Frühe gute Nacht: Achte darauf, vor 22 Uhr ins Bett zu gehen. Das hat etwas mit den generellen ayurvedischen Schlafprinzipien zu tun.

Früh wieder munter werden: Du solltest idealerweise um ca. 5:30 Uhr, spätestens 6 Uhr wieder aufstehen. Dahinter steckt die Aufteilung des Tages in die verschiedenen Dosha-Phasen.

Verordne dir selbst eine tägliche Dosis Bewegung: Das ist besonders wichtig, weil sich damit die Kraft von Agni erhöht. Und das wiederum kann nach den Vorstellungen des Ayurveda Neurohormone freisetzen, die sich positiv auf deine Stimmung auswirken können.

Öl in die Nase: Mit dem „Ölschnupfen“ (Nasya genannt) reinigst du deine Atemwege auf ayurvedische Art und förderst damit deine gute Stimmung: Zwei bis drei Tropfen Öl in jedes Nasenloch „einziehen“; gut eignen sich Sesam-, Oliven-, Mandel- oder Schwarzkümmelöl.

Aromatherapie: Optimal sind Weihrauch, Myrrhe, Grapefruit und Zedernholz. Einfach in heißes Wasser träufeln und den Dampf inhalieren, im Raumdiffuser verwenden oder ins Badewasser geben.

Das besondere
Ayurveda-Aha

Die drei grundlegenden Säulen des Lebens sind Körper, Geist und Seele, wobei nach ayurvedischen Vorstellungen „nur“ Körper und Geist ins Ungleichgewicht fallen können und damit unsere Gesundheit beeinträchtigen.

Umgekehrt können beide auch richtig stark sein. Ein gesunder Geist zeigt nach Ayurveda seine Stärke durch vier Faktoren:

Faktor 1

Ruhe

wenn du zum Beispiel ganz entspannt bleibst, auch wenn dir in einer Diskussion jemand dauernd das Wort abschneidet

Faktor 2

Stabilität

wenn du ein klares Gespür dafür hast, wo du „hingehörst“ und deshalb auch ohne schlechtes Gefühl nachgeben kannst; wenn dich nichts so leicht umwirft

Faktor 3

Flexibilität

wenn du dich neuen Dingen leichter anpassen kannst und Veränderung eher als Chance betrachtest

Faktor 4

Güte

wenn du zum Beispiel nach einem Streit nicht lange wütend bleibst und deinem Gegenüber schnell wieder mit Freundlichkeit begegnen kannst

 
 
 
 

Es lohnt sich, diese vier Faktoren stetig in dir wachsen zu lassen. Damit kannst du emotionalen „Verletzungen“ vorbeugen und dein Leben jeden Tag nach deinen Vorstellungen lebenswert und liebevoll gestalten.

Zusammenfassung

Das Wichtigste To-Go

Nicht nur unser Körper, auch unser Geist kann „Störungen“ aufweisen. Diese sind – wie alles im Ayurveda – durch ein Übermaß an Vata, Pitta oder Kapha verursacht.

Angstzustände und emotionale Tiefs (bis hin zur möglichen Depression) sind Vata-Störungen. Daher steht im Fokus, das Dosha in Balance zu bringen, also das Zuviel an Vata zu verringern.

Der Ausgleich kann am besten mittels Ernährung und Routinen gelingen. Auch warme Bäder, Aromatherapien und Massagen können sehr gut helfen.

Angst wird nach der ayurvedischen Vorstellung als normale Reaktion auf Stress gesehen. Depressionsähnliche Zustände bis hin zur klinischen Depression sind nahezu ganzheitlich der Negativität unterworfen.

Die Störungen des Geistes können verschiedenste Ursachen haben, unter anderem eine genetische Veranlagung, die persönliche Disposition oder der soziale Kontext (Kindheitstrauma, enormer Stress, Verlust u. a.).

Ein gesunder, regelmäßiger Schlaf kann ein wichtiger Schlüssel für ein nachhaltig positives Lebensgefühl sein.

Schon mit ganz kleinen Veränderungen im Alltag können große Veränderungen bewirkt werden. Manchmal reicht bereits ein entspannendes Bad oder ein cremig gerührtes Porridge.

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren: