Nadine Webering

Ayurveda bei Migräne

Lesezeit: 9 Minuten

Gastbeitrag von Dr. Nadine Webering

Wer keine Migräne hat, verbindet mit diesem Wort einfach nur Kopfschmerzen. Und wer sie hat, schämt sich oft zu sagen, dass es wieder mal so weit ist, da er/sie sich nicht ernstgenommen fühlt. Es sind ja bloß Kopfschmerzen.

Aber Migräne ist so viel mehr als „bloß Kopfschmerzen“. Migräne ist eine ernst zu nehmende und vor allem chronische neurologische Erkrankung. Die Betroffenen leiden nicht nur an Kopfschmerzen, der ganze Körper ist betroffen. Man fühlt sich müde, teilweise völlig erschlagen. Oft besteht auch eine Übelkeit, sogar bis zum Erbrechen. Manche Betroffene haben auch Durchfall in der Attacke, manche frieren, zittern oder haben Schüttelfrost.

Es gibt oft Begleitsymptome wie Licht- oder Lärmempfindlichkeit, auch manche Gerüche können als störend, oder sogar unerträglich, empfunden werden. In der Attacke haben Betroffene oft Nackenschmerzen, aber auch Gliederschmerzen, wie bei einer Grippe, kommen vor.

Bei Menschen, die eine sogenannte Aura haben, kann es zudem auch noch zu neurologischen Ausfällen wie Seh- oder Wahrnehmungsstörungen, Sprachstörungen und Lähmungen kommen.

Und Schmerz bei Migräne kann man zudem auch nicht mit „normalen“ Kopfschmerzen, die man mal hat, wenn man zu wenig getrunken oder geschlafen hat, vergleichen. Der Kopfschmerz bei Migräne fühlt sich oft an, als explodiere der Kopf. Es hämmert, pocht und pulsiert. Das Gefühl ist schier unerträglich.

Kommt all das zusammen, ist es kein Wunder, dass Menschen mit einer Migräneattacke am liebsten nur ins Bett wollen, alles dunkel machen und ihre Ruhe wollen. Und auch wenn all diese Umstände erfüllt sind, helfen meist nur Medikamente wirklich dabei, eine Migräneattacke zu überstehen.

Als Neurologin beschäftige ich mich schon lange mit Migräne. Seit einiger Zeit hat sich mein Fokus auf Gesundheit jedoch völlig verändert. Seit ich mit dem Ayurveda in Kontakt gekommen bin, durfte ich lernen, dass eine Krankheit behandeln immer bedeutet, den ganzen Menschen zu behandeln. Und so hat sich Schritt für Schritt meine Mission entwickelt, Menschen mit Migräne ganzheitlich zu behandeln und ihnen zu zeigen, dass sie selbst wirksam sein können.

Wie sieht Ayurveda Migräne? 

Ayurveda hat eine ganz andere Vorstellung von Krankheit als die westliche Medizin. Wir arbeiten nicht mit festen Diagnosen, sondern mit Dysbalancen. Alle Symptome des Patienten werden genau analysiert. Daraus ergibt sich ein klares Bild, über ein Ungleichgewicht der Doshas, dass es zu behandeln gilt. Die Migräne ist aus Sicht des Ayurveda eine Vata-Erkrankung. Vata ist das Dosha, das für Bewegung zuständig ist. Und hier geht es nicht nur um Bewegung des Körpers, sondern auch der Impulse in unserem Nervensystem. Und Menschen mit Migräne haben nachweislich ein überaktives Nervensystem. Da gerät Vata ganz schnell ins Ungleichgewicht.

Aber auch die anderen Doshas sind an der Migräne beteiligt. Schaut man sich die Symptome in einer Migräne-Attacke an, kann man sie sehr gut den einzelnen Doshas zuordnen.

Vata

Das Sinnesorgan des Vata-Doshas ist das Ohr. Menschen mit starker Lärmempfindlichkeit in der Attacke haben meist einen hohen Vata-Anteil an ihrer Migräne. Vata ist auch für den starken, pulsierenden Schmerz verantwortlich und macht zudem Übelkeit, Benommenheit, eine Empfindlichkeit der Kopfhaut und Schwindel.

Pitta

Das Sinnesorgan von Pitta ist das Auge. Pitta ist vor allem verantwortlich für Lichtempfindlichkeit, Flimmersehen, unscharfes Sehen oder Sehen von Lichtblitzen in der Attacke. Auch Durchfall in der Attacke kommt von zu viel Pitta.

Kapha

Die Nase wird Kapha als Sinnesorgan zugeordnet. Das führt zu Geruchsempfindlichkeit in der Attacke. Kapha macht auch das Erbrechen sowie ein Gefühl von Schwere in Kopf und Körper.

 
 
 
 

Was kann Ayurveda gegen Migräne tun?

Eine ganze Menge. Was im Einzelnen kann man nie pauschal sagen, da die Therapie bei jedem anders aussieht, da jeder seine ganz individuelle Konstitution und Disbalance hat. Ganz allgemein besteht die Therapie wie bei allen anderen Erkrankungen auch immer aus mehreren Säulen.

Ernährung

Da man weiß, dass Vata für Erkrankungen des Gehirns verantwortlich ist, wird empfohlen Vata-aktivierendes Essen zu meiden. Damit meint man Essen, dem man die Eigenschaften trocken und kalt zuordnet. Hungern und Fasten wird nicht empfohlen. Junkfood sollte ebenfalls vermieden werden.

Ayurvedische Anwendungen

Die Migräne ist eine klassische Erkrankung für eine Pancha Karma-Behandlung, also eine intensive reinigende Behandlung mit äußerer und innerer Anwendung von medizinierten Ölen und Ghee zusammen mit Medikamenten. Eine wichtige äußerliche Ölanwendung ist hier Nasya, also das Einträufeln von Öl in die Nase, welches Vata beruhigt. Aber auch Abhyanga, die Ganzkörpermassage mit Öl, ist bei Vata-Störungen sehr wirkungsvoll.

Medikamente

Medikamente im Ayurveda sind immer natürlich, also Kräuter, Pflanzenbestandteile, Mineralstoffe und Gewürze. Jeder Patient erhält eine individuelle Zusammenstellung aus Abkochungen, Pulvern, Tabletten und Tonika.

Entspannung

Ayurveda empfiehlt Yoga, Meditation entspannende Musik, aber auch anregende Unterhaltungen, Spaziergänge, Ansehen entspannender Bilder oder Farben, Inhalieren entspannender Gerüche und vieles mehr.

Lifestyle

Einen großen Anteil an der Therapie hat aber auch eine Veränderung des Lebenswandels. Es werden spezielle Tagesroutinen empfohlen um den Stress zu reduzieren und den Energiehaushalt in Balance zu halten.

 

Quick Tips

Generelle Empfehlungen für alle zu geben, ist im Ayurveda immer ganz schwierig, da wir jeden Patienten ganz individuell betrachten und jeder etwas anderes braucht. Ein paar Dinge gibt es aber schon, die bei allen Dysbalancen, die zur Migräne führen, gleichwirksam sind und die möchte ich mal mit dir teilen.

1. Ernährung

Versuche, nach Möglichkeit immer dann zu essen, wenn du hungrig bist. Aus ayurvedischer Sicht bedeutet Hunger, dass dein Agni wieder bereit ist, zu verdauen. Aus schulmedizinischer Sicht zeigt Hunger dir an, dass dein Energiekontostand auf dem Weg ins Minus ist und du rasch auftanken solltest, um eine Migräneattacke zu verhindern.

2. Routinen

Die Schulmedizin empfiehlt, Menschen mit Migräne Routinen im Tagesablauf einzuhalten, um Migräneattacken zu verhindern. Das tue ich auch. Aus Sicht des Ayurveda wirken Routinen sehr erdend auf Vata. Vata bringt ganz viel Unruhe mit sich und Routinen wirken da sehr stabilisierend. Schau doch einfach mal, wie du dir mit Hilfe dieser wunderbaren App eine ayurvedische Routine aufbauen kannst.

3. Schlafen ist Medizin!

Schlaf wird in unserer heutigen Welt unglaublich vernachlässigt. Und dabei ist er sowohl aus schulmedizinischer als auch aus ayurvedischer Sicht existenziell für unser Überleben. Für Menschen mit Migräne ist Schlaf so wichtig, da im Schlaf dein Vata-Mind zur Ruhe kommen kann und Vata so ganz natürlich reduziert wird. Achte also auf ausreichend Schlaf und unterstütze dich gern mit einem Vata-beruhigenden Öl, z. B. Lavendelöl, dass du vor dem Schlafengehen auf den Hals und die Fußsohlen gibst.

4. Erdung

Menschen mit Migräne verlieren aufgrund von zu viel Vata schnell die Bodenhaftung. Schaff dir eine Routine, wie du sie ganz natürlich wieder zurück holen kannst. Was hilft dir, wieder bei dir anzukommen? Eine kurze Meditation? Bewusstes Atmen? Oder einfach mal kurz die Augen schließen und die Füße am Boden spüren? Wenn du etwas für dich gefunden hast, stell dir eine Erinnerung in deinem Handys die dich daran erinnert, regelmäßig bei dir einzuchecken und dich zu erden.

Brauchst du jetzt einen Ayurveda-Arzt? 

Ich finde nein. Einige Anteile der Therapie kann natürlich nur ein Ayurveda-Arzt oder Therapeut leisten, da die Medikamente und Anwendungen ja individuell für dich zusammengestellt werden. Den viel größeren und wichtigeren Anteil kannst du aber selbst beeinflussen. Lebenswandel, Tagesroutinen, Yoga, Meditation und Ernährung sind Dinge, für die du definitiv keinen Arzt brauchst.

Es gibt mittlerweile einige tolle Bücher für den Start in ein Leben mit Ayurveda. Und auch diese App hier ist eine wundervolle Unterstützung. Ganz wichtig ist, dass du nicht sofort alles auf einmal willst, denn so ist dein Migränegehirn nun mal gestrickt. Versuche, Ayurveda Schritt für Schritt in dein Leben zu integrieren.

Wenn du jetzt das Gefühl hast, Ayurveda könnte etwas sein, dass dir mit deiner Migräne hilft, aber nicht wirklich weißt, wo du anfangen sollst, dann melde dich doch bei mir. Ich betreue online Menschen mit Migräne und helfe ihnen, mithilfe des Ayurveda wieder in ihre Balance zu kommen. Das ist in Form von Einzelcoachings möglich, aber auch in meinem Migräne-Online-Programm Freiheit im Kopf.

Über vier Wochen begleite ich hier Menschen auf ihrem Weg zu einem gesünderen und glücklicheren Leben. Du lernst Schritt für Schritt, was Ayurveda ist und wie du dir eine für deine Migräne passende ayurvedische Tagesroutine aufbaust. Wir schauen uns an, warum dein Gehirn anders tickt als andere und du lernst, wieder die Signale deines Körpers zu verstehen, damit es gar nicht erst zu einer Migräneattacke kommen muss.

Und jetzt wünsche ich dir eine wundervolle und vor allem Migräne-freie Zeit.

Namaste,
Deine Nadine

Unser Buchtipp

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Du hast noch Fragen?

Dann schreib am besten gleich eine E-Mail an Nadine unter info@drnadinewebering.com

Mehr Infos über Nadine und ihre Arbeit findest du auf ihrer Website www.drnadinewebering.com

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