Das Power-Organ

Lebergesundheit im Ayurveda

Lesezeit: 9 Minuten

Unermüdlich arbeitet sie im Hintergrund und vollbringt still und leise Höchstleistungen, damit wir uns gut fühlen: die Leber. Sie reinigt, filtert und entgiftet, speichert Nährstoffe, produziert Hormone – sie ist ein echtes Multitalent und ein Schlüsselorgan für unsere ganzheitliche Vitalität und natürliche Kraft.

Umso mehr macht der Leber ein hektisches, rastloses Leben zu schaffen. Zu viele Giftstoffe wie Alkohol, Nikotin oder künstliche Zusätze in Lebensmitteln, aber auch Leistungsdruck und mentale Unruhe bringen, die Stoffwechselzentrale in unserem Körper an ihre Grenzen.

Im Ayurveda ist die Leber dem Pitta Dosha zugeordnet, der Energie, die für Veränderung und Transformation steht. Mit einfachen Ernährungs- und Alltagsroutinen kannst du Pitta harmonisieren und damit deine Leber bei ihrer wertvollen Arbeit unter die Arme greifen.

Probier‘ es einfach aus und erlebe, wie schnell du dich in ein kraftvolles, strahlendes Energiebündel verwandeln kannst!

Die Leber: Motor unseres Körpers

Sie gilt als Antriebskraft für Vitalität und pure Energie, denn sie leistet viele wichtige Aufgaben, um im Körper lebensnotwendige Stoffe zu produzieren, zu speichern und wieder abzugeben – alles, um unseren inneren Motor am Laufen zu halten.

So sorgt die Leber zum Beispiel für die Produktion von Cholesterin, Stoffen zur Blutgerinnung und bestimmten Hormonen. Sie speichert wertvolle Spurenelemente wie Eisen, Kupfer sowie die Vitamine A, D und B12. Auch Gallenflüssigkeit entsteht in der Leber und wird von dort aus freigesetzt, damit wir fettige Nahrungsmittel gut verdauen können.

Startnummer 1 im Stoffwechsel-Staffellauf

Im ayurvedischen Kontext ist die Leber dafür verantwortlich, den Stoffwechsel des Plasma-Gewebes (auch Rasa Dhatu genannt) in Gang zu bringen und zu halten. Das Plasmagewebe ist das erste von den sieben Körpergeweben (Dhatus), die nach Ayurveda jeweils einen eigenen Stoffwechsel haben und nach einer festen Reihenfolge nacheinander in Gang kommen.

Funktioniert alles richtig, erkennt und verstoffwechselt die Leber Schadstoffe aus dem Plasma-Gewebe, oder sorgt dafür, dass sie aus dem Körper ausgeschieden werden. So werden diese Toxine nicht an das nächste Körpergewebe, das Blut, abgegeben. Damit sorgt die Leber dafür, dass möglichst nichts Unverdautes bzw. Unreines (ayurvedisch: Ama) ins Blut gelangt. Alle anderen (Nähr-)Stoffe werden – ähnlich wie bei einem Staffellauf – an das nächste Gewebe zur weiteren Verstoffwechselung weitergegeben.

Mehr Spannendes zum Thema

Die Bedeutung von Ama, was es ist und wie es entsteht, ist ein zentrales Prinzip im Ayurveda. Mehr darüber erfährst du hier.

 

Pitta-Dominanz: Wenn der Motor ins Stottern gerät

Die drei Doshas Vata, Pitta und Kapha sind die universellen Energien im Ayurveda. Sie durchdringen alles Sein, also natürlich auch unseren Körper. Jedes Dosha ist für bestimmte Organe „zuständig“ – bei der Leber ist es das Pitta Dosha. Es steht übergeordnet für Wandel und Veränderung, dominantes Element ist das Feuer.

Wenn die Leber nicht mehr einwandfrei funktioniert, ist also meist ein Pitta-Ungleichgewicht die Ursache.

Typische Anzeichen für eine „launische Leber“

Ist das Pitta Dosha in Dysbalance, kann dies weitreichende Folgen haben. Vor allem das Blut und die Haut können in Mitleidenschaft gezogen werden, was zu entzündlichen Symptomen führen kann. Typische Anzeichen sind zum Beispiel Hautausschläge, Akne, Fieberbläschen und Psoriasis (Schuppenflechte).

Kann die Leber aufgrund eines Zuviels an Pitta ihren Entgiftungsauftrag nicht richtig erfüllen, bleiben Toxine im Organ zurück. Die Folge können allergischen Reaktionen, Verstopfung, Verdauungsprobleme oder Müdigkeit sein.

Bei lang andauerndem Pitta-Ungleichgewicht schließlich, können sich im schlimmsten Fall ernsthafte Lebererkrankungen, wie zum Beispiel Gelbsucht, entwickeln.

 

Do’s & Don’ts für die Stärkung deiner Leber

Dein Pitta-Dosha in Balance zu bringen und zu halten, ist das Beste, was du für dein fleißiges Vitalitätsorgan tun kannst. Hier kommen einfach umsetzbare Tipps dafür:

Ernährung
Das tut deiner Leber gut

Frisch auf den Tisch: Verwende möglichst biologische, frisch gekochte Lebensmittel.

Bitte recht bitter: Bitteres Gemüse wie Chicorée, Spinat, Brokkoli, Sellerie, Artischocke und Kräuter wie Minze, Petersilie und Koriander sind starke Stimulatoren für die Leber.

Süßer Sommer: In der heißen Jahreszeit greifst du am besten zu süßen, saftigen Früchten. Auch Sommerkürbis, gekochtes Grün-Gemüse, Lassi und Getreide sind perfekt.

Morgenstund’ hat Kompott im Mund: Apfel- oder Birnenkompott sind das perfekte Frühstück, um deinen Stoffwechsel anzuregen und die Leber zu reinigen. Allein mit dem Verzehr einer süßen, saftigen Birne pro Tag kannst du richtig viel für die Beruhigung deines Pitta Doshas tun.

Pures Trinkvergnügen: Vor allem reines Wasser hilft der Leber, Giftstoffe schnell loszuwerden. Besonders morgens ist ein halber Liter bis ein Liter ideal. Aber auch schon ein Glas nach dem Aufstehen tut gut. Du kannst es einfach versuchen, und nach und nach deine Trinkmenge erhöhen.

Putzteufel Aloe Vera: Die bekannte und vielfach verwendete Heilpflanze ist ein leistungsstarkes Reinigungsmittel für die Leber. Du kannst dir zum Beispiel immer wieder einmal Getränke mit Aloe Vera Saft (aus dem Bioladen) mixen.

Ernährung
Das solltest du vermeiden

Sauer macht die Leber nicht lustig: Saure oder fermentierte Lebensmittel (z. B. Essig, Kimchi), sowie scharfe und salzige Lebensmittel, befeuern Pitta zusätzlich und sind daher, vor allem für Pitta-Typen, nicht zu empfehlen.

Convenience-Food, nein danke: Vermeide Lebensmittel, die mit Konservierungsstoffen und Chemikalien versetzt oder verarbeitet sind. Die Leber muss sonst Überstunden machen, um die vielen Giftstoffe herauszufiltern. Übrigens ist auch das beliebte „Reste essen“ bzw. immer wieder aufgewärmtes Essen meist keine gute Idee.

Bier und Wein… lass‘ lieber sein: Alkohol ist erwiesenermaßen ein wirkliches Gift für die Leber. In den Sommermonaten, die sowieso von Pitta beherrscht sind, solltest du selbst das Glas Wein, oder das Bier beim Grillabend, so gut es geht vermeiden.

Alltagsroutinen
Das tut deiner Leber gut

Morgens, mittags, abends: Versuche regelmäßig zu essen und keine Mahlzeit ausfallen zu lassen. Das kann dir helfen, Pitta im Gleichgewicht zu halten. Das Abendessen sollte auf keinen Fall zu spät auf den Tisch kommen.

Früh in die Federn: Vor 22.00 Uhr schlafen zu gehen, wäre perfekt. Warum? Um 22.00 Uhr beginnt die zweite Pitta-Phase im ayurvedischen 24-h-Zyklus, sie dauert bis 2.00 Uhr morgens. Wenn du in dieser Zeit aufwachst, oder überhaupt erst ins Bett gehst, erhöht sich dein Pitta Dosha – was wiederum deiner Leber schwer zu schaffen macht.

Immer mit der Ruhe: Regelmäßige Yoga-Sessions und Meditationen können Druck- und Stressgefühle verringern und damit auch mentales Ama reduzieren.

Alltagsroutinen
Das solltest du vermeiden

Ständig wach macht wütend: Schlafmangel stört den Glukose-Stoffwechsel in der Leber. Das kann zu mehr Pfunden auf der Waage führen, und vor allem auch emotional unausgeglichen machen – bis hin zu übermäßiger Impulsivität.

Druck provozieren: Negative Emotionen kurbeln in unserem Körper die Produktion von Stresshormonen an, die dann unsere Leber überschwemmen. Versuche daher, dich möglichst nicht vom allgemeinen Leistungsdruck mitreißen zu lassen.

Blauer Dunst: Rauchen erhöht Pitta massiv und kann damit die Gesundheit der Leber in kürzester Zeit schädigen.

Du wirst es selbst erleben – oft reichen schon wenige Umstellungen, um dich wie von Zauberhand fit und energiegeladen zu fühlen. Deine Haut wird strahlen und auch deine Immunität wird stark und stärker werden. Und deine Leber? Die wird kleine Freudensprünge machen!

Das besondere Ayurveda-Aha

In Sachen Lebergesundheit spielt das Verdauungsfeuer, ayurvedisch Agni, eine besondere Rolle. Gemeint ist hier aber nicht das zentrale Agni in uns.

Die Leber hat für sich genommen ein eigenes Agni, das gleich aus fünf Verdauungsfeuern besteht. Diese entsprechen den fünf Elementen Erde, Feuer, Wasser, Luft und Äther.

Jedes dieser Agnis ist darauf spezialisiert, genau die Stoffe in unserer Nahrung zu verdauen, die dem jeweiligen Element entsprechen.

Wenn das jeweilige Verdauungsfeuer zu hoch lodert, nur auf Sparflamme glimmt oder ungleichmäßig brennt, stockt der Stoffwechselprozess im Plasma-Gewebe, und der Weitertransport der guten Nährstoffe ans nächste Gewebe – das Blut – ist nicht mehr richtig möglich. Stattdessen reichert sich Ama im Körper an und kann auch ins Blut gelangen.

Zusammenfassung

Das Wichtigste To-Go

Die Leber wird als Motor des Körpers bezeichnet. Sie erfüllt viele wichtige Aufgaben bei der Verdauung, dem Stoffwechsel und der Produktion lebenswichtiger Substanzen. Eine ihrer Hauptaufgaben ist es, Giftstoffe aus dem Blutplasma zu filtern, damit das Blut nicht verunreinigt wird.

Die Leber ist Sitz des Pitta Doshas, so kann sich ein Pitta Ungleichgewicht direkt auf die Leberfunktion auswirken. Häufig äußert sich eine Pitta Störung und eine gestörte Leberfunktion durch Hautausschläge, Akne, Verdauungsprobleme oder Verstopfung und Müdigkeit.

Wenn du Leberproblemen vorbeugen bzw. einem akuten Pitta Ungleichgewicht entgegenwirken möchtest, sollten vor allem frische, süße Früchte und bitteres Gemüse auf deinem Speiseplan stehen.

Ein Birnen- oder Apfelkompott ist das perfekte Frühstück, um Pitta auszubalancieren.

Versuche einen Bogen um Alkohol, Zigaretten, zu viel Essig und Chili zu machen. Das erzeugt Hitze in deinem Körper und lässt dein Pitta ansteigen.

Vermeide fermentierte Fertiggerichte, die Konservierungsstoffe enthalten und koche so oft wie möglich frisch.

Versuche, noch vor der Pitta-Zeit (22.00 – 2.00 Uhr) ins Bett zu gehen, damit die Leber über Nacht ihre Funktionen erfüllen kann und nicht von zu viel Pitta daran gehindert wird.

Achte zudem darauf, ausreichend und gut zu schlafen. Schlechter Schlaf oder Schlafmangel kann die Funktion der Leber negativ beeinflussen.

Yoga und Meditation sind sehr hilfreich, ebenso wie generell darauf zu achten, sein Stresslevel zu reduzieren.

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