Das sensible Multitalent

Unsere Haut

Vaidya Prathmesh Vyas
In diesem Video spricht unser Ayurveda Experte über die Gesundheit der Haut im Ayurveda.

Wenn du heute in den Spiegel schaust, was siehst du? Blickst du dir entgegen mit einer lebendig strahlenden, prallen Haut? Oder entdeckst du Unreinheiten oder rote Flecken, glänzt deine Haut ölig oder fühlt sich rau und irgendwie ohne Energie an? Dann kann es an der Zeit sein, deiner Haut einmal von innen etwas Gutes zu tun! Warum das so wichtig ist, wie einfach das geht und was das alles mit unserer Ernährung und Verdauung zu tun hat, erfährst du hier:

Die Haut ist das Größte

… und das kannst du wörtlich nehmen: Die Haut ist mit ihren fast zwei Quadratmeter unser größtes (Sinnes-) Organ, das Tast- und Temperaturempfindungen wahrnimmt und uns durch Schmerzsignale vor schädlichen Einflüssen warnt. Und sie ist ein wahres Multitalent, wenn es darum geht, uns zu schützen und zu versorgen. Je besser wir ihre Bedürfnisse und Warnsignale verstehen, desto vitaler, gesünder und einfach besser können wir uns fühlen.

Stark und elastisch

Zunächst einmal ist sie wie ein Schutzwall, der unseren Körper gegen die Umgebung abgrenzt. Dafür muss die Haut mechanische Festigkeit bieten, widerstandsfähig gegen chemische und physikalische Einwirkungen sein und es schaffen, Krankheitserreger unschädlich zu machen. Damit sie all das optimal für uns leisten kann, ist ihre Oberfläche sauer (pH-Wert von 5,5-5,7). Dieser Säureschutzmantel, von dem auch oft im Zusammenhang mit Cremes, Shampoos und Duschlotionen die Rede ist, schützt vor Infektionen mit Bakterien, Pilzen und Viren. 

Damit wir uns in unserer Haut aber nicht wie in einer starren Ritterrüstung fühlen, ist sie gleichzeitig hochelastisch. So kann sie sich den Bewegungen des Körpers perfekt anpassen.

Temperaturfühler, Vitaminproduzentin und Krankheitsfrühwarnsystem in einem

Ohne unsere Haut wäre es ziemlich schwer, unsere Körpertemperatur konstant zu halten. Sie isoliert und hält die Wärme oder gibt sie bei Bedarf wieder ab – dann schwitzen wir, die Feuchtigkeit verdunstet und kühlt uns dabei ab. 

Wir atmen durch unsere Haut, sie produziert mithilfe des Sonnenlichts lebenswichtiges Vitamin D. Stimuliert man die Reflexzonen, können sogar Beschwerden, unter anderem des Herz-Kreislauf-Systems oder der Atemwege, günstig beeinflusst werden. 

Auch wie es uns gerade geht – körperlich und emotional – hinterlässt unverkennbare Spuren. Wie ein Seismograf kann die Haut sogar Hinweise auf beginnende Krankheiten geben, deshalb wird sie im Ayurveda auch als der „äußere Krankheitspfad“ bezeichnet. Umgekehrt verstärkt sich alles Positive: Strahlt deine Haut, ist sie glatt und geschmeidig – dann fühlst du dich ganz bestimmt auch schön und ganz du selbst.

 

Einfach schön essen – so geht’s

Frei nach dem Prinzip „Zeig‘ mir deine Haut und ich sage dir, was du isst“ steht uns oft buchstäblich ins Gesicht geschrieben, ob unsere Schutzhülle alle nötigen Nährstoffe und Vitamine bekommt. Gutes tust du deiner Haut immer, wenn du dich für frisch zubereitete Gerichte und Lebensmittel entscheidest. Umgekehrt solltest du um industriell verarbeitete Produkte mit vielen künstlichen Zusätzen möglichst einen Bogen machen, denn sie enthalten kaum Zutaten, über die sich deine Haut freuen wird.  

Was wir essen ist das eine – wann wir es essen, das andere.

Nach der ayurvedischen Lehre steht der Zeitpunkt in engem Zusammenhang mit dem „Verdauungsfeuer“ (im Ayurveda Agni genannt):

Morgens

Morgens ist unsere Verdauungskraft noch schwach, deshalb startest du am besten mit einem leichten Frühstück in deinen Tag. Besonders warme Gerichte sind sehr gut verdaulich und besonders auch in kalten Jahreszeiten ein toller Energielieferant. Ob ein wärmendes Porridge, selbstgemachtes Apfelmus oder auch ein Toastbrot mit Butter, es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, warm und leicht verdaulich in den Tag zu starten.

Mittags

Mittags steht die Sonne am Höchsten – und auch unsere Verdauungskraft ist jetzt am stärksten, die Nährstoffe werden besonders gut vom Körper aufgenommen. Die Lunch-Time ist also die beste Zeit, um dir eine Extraportion zu gönnen und neue Energie für den Rest des Tages zu tanken.
Ganz oben auf deine Menüliste sollten möglichst oft frische Salate, Obst und Gemüse stehen. Auch Hülsenfrüchte oder ca. einmal pro Woche Fleisch oder Fisch machen deine Mittagspause abwechslungsreicher.

Abends

Abends wenn die Sonne untergeht und die Natur zur Ruhe kommt, sehnen sich auch unser Körper und Geist nach einer Pause zum Regenerieren. Unsere Verdauungskraft ist jetzt sehr schwach. Dein Körper wird es dir deshalb danken, wenn du ihm dann nur noch gekochte, leicht verdauliche Speisen wie zum Beispiel eine Gemüsesuppe zumutest. Das bedeutet nicht, dass du abends nur mehr Suppen essen kannst, auch Ofengemüse oder leckere Kürbisspalten aus dem Ofen sind eine willkommene Abwechslung, leicht verdaulich und machen satt und glücklich.

 
 
 

Wenn das Essen schwer im Magen liegt, leidet auch die Haut

Leider kommt uns unsere hektische Zeit nicht gerade entgegen, wenn es um den optimalen Essens-Rhythmus geht. Was passiert nun aber, wenn wir mal wieder das Mittagessen ausgelassen haben, abends vor lauter Hunger wahllos den Kühlschrank plündern – und statt einem bekömmlichen Kräuter-Kartoffelauflauf den Wurstaufschnitt mit einem gekochten Ei verputzen oder nur noch an Rohkost knabbern?

Grundsätzlich wird unsere Nahrung im Magen mit Magensäure vermischt, der Verdauungsprozess startet. Zu später Stunde allerdings funktioniert das nicht mehr richtig und so bleibt zumindest ein Teil des Abendessens unverdaut im Magen-Darmtrakt liegen.

Die Säure greift die Darmwände an und verursacht kleine Löcher, durch die Bakterien und Parasiten eindringen können. Das wiederum kann unser Blut verunreinigen, die Folge können Pickel und Hautunreinheiten sein, Rötungen, Ekzeme und andere Hautkrankheiten.

Selbst-Check

Du bist dir nicht sicher, oder du alles gut verdaust? Dann achte einfach einmal darauf, wie deine Haut direkt nach dem Aufstehen beschaffen ist: Hast du zum Beispiel geschwollene Augen, sprießen schon wieder kleine Pickel oder entdeckst du Rötungen, dann können das Anzeichen dafür sein, dass dein Organismus noch mit zu viel unverdauter Nahrung zu kämpfen hat.

Komm‘ mit dir ins Reine – es ist ganz leicht!

Seine Haut fürsorglich zu behandeln, bedeutet also nicht nur, sie von außen zu pflegen. Auch die innere Reinigung mit den passenden Ernährungsgewohnheiten kann dir helfen, eine dauerhaft schöne, frische Haut zu bekommen.

Das Tolle daran ist außerdem: Dein ganzes Wohlbefinden von Stoffwechsel über Schlaf und Regeneration bis hin zu deinen positiven Gefühlen profitiert von einer guten, individuell zu dir passenden Ernährung. Denn so, wie es nicht egal ist, ob wir Benzin oder Diesel in unser Auto tanken, so ist es auch nicht egal, was wir essen. Wenn wir dagegen mit uns – und in uns – im Reinen sind, fühlen wir uns buchstäblich wohl in unserer Haut.

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Wie wir über unsere Nahrung unsere Emotionen, Hormone und insgesamt unsere Gesundheit steuern können, findest du im Artikel Du bist, was du isst

5 Tipps für eine gesunde und strahlende Haut

Tipp 1: Genüsslich gute Nahrungsmittel

Gemüse in allen Variationen und überhaupt möglichst viel Vegetarisches
Bittere Salate wie Chicorée, Löwenzahn, Rucola, Radicchio und Endivie
Süßes und reifes Obst wie Trauben, Äpfel, Birnen oder Melonen
Getreide und Hülsenfrüchte (jeweils gekocht!) wie Reis, Dinkel, Hafer, Linsen
Hochwertige Fette wie Ghee, Kokosfett und Olivenöl
Milde sowie verdauungsfördernde Gewürze wie Kurkuma, Kardamom, Koriander, Ingwer

Tipp 2: Schonende Zubereitung

Deine Haut liebt alle milden Zubereitungsarten wie Kochen, Dünsten oder Dämpfen. Im Gegenzug solltest du Gegrilltes, Frittiertes, Gebratenes und Gebackenes möglichst selten auf deinen Teller lassen.

Tipp 3: Frisches für Frische

Mit dieser Faustregel kannst du dich einfach orientieren: Je natürlicher, unbehandelter und eben frischer die verwendeten Nahrungsmittel sind, desto gesünder und strahlender kann sich auch deine Haut (an-)fühlen.

Tipp 4: Finger weg von den “Drei S”: Süß, Sauer, Salzig

Um sehr saure Lebensmittel wie Senf, Essig, Joghurt und Fermentiertes solltest du ebenso einen Bogen machen wie um zu viel Salz und besonders süße Speisen und Getränke. Das bedeutet natürlich nicht, dass du diese drei Geschmacksrichtungen komplett von deinem Speiseplan streichen solltest. Versuche sie jedoch in Maßen zu genießen und in Form von gesunden Lebensmitteln zu dir zu nehmen.

Tipp 5: Starkes macht die Haut schwach

Je „stärker“ bzw. kräftiger ein Lebensmittel ist, desto weniger gut ist es für unsere Haut. Dazu gehören rotes Fleisch und dunkler Fisch wie z. B. Thunfisch, aber auch ein Zuviel an Chili, Pfeffer oder Knoblauch. Beim nächsten Dinner mit Steak kannst du dir also schon etwas Gutes tun, wenn du dir statt der scharfen Aioli lieber einen leichten Gemüsedip gönnst.

 
 
 
 
 

Zeig‘ mir deine Haut und ich sage dir, wer du bist

Neben der Ernährung spielt auch die Hautpflege eine wichtige Rolle, und hier kommen einmal mehr die ayurvedischen Doshas ins Spiel: Du gönnst deiner Haut duftende Masken, denkst auch nach einer langen Nacht ans Abschminken, benutzt hochwertige Pflegeprodukte? Wenn dich trotzdem immer wieder die gleichen Hautprobleme ärgern, kann das an einer nicht typgerechten Pflege liegen. Denn selbst wenn prinzipiell jeden Ayurveda-Typ jede Hautirritation treffen kann, stehen vor allem chronische Hauterkrankungen häufig mit dem Dosha im Zusammenhang. 

Hier findest du deinen Haut-Typ und wie du deine Haut mit der passenden Reinigung und Pflege verwöhnen kannst:

Vata-dominante Haut

Hautmerkmale
trocken, dünn, rau, fein, kalt, blass, glanzlos, faltig, vorzeitig gealtert

Pflege-Tipps
milde Reinigung
intensive Pflege

Pitta-dominante Haut

Hautmerkmale
Rötung, starke Pigmentation, Wärme und Feuchtigkeit bzw. Fettigkeit
neigt zu Entzündungen
ist am stärksten ernährungsbeeinflusst

Pflege-Tipps
konsequente und intensive Reinigung
reizarme, kühlende, talgreduzierende Substanzen

Kapha-dominante Haut

Hautmerkmale
kühl, gut durchfeuchtet, makellos weißlich leuchtend

Pflege-Tipps
regelmäßige Reinigung
verhältnismäßig „pflegeleicht“

 
 
 

Das besondere
Ayurveda-Aha

Bei Hauterkrankungen spielt nach der ayurvedischen Lehre der Stoffwechsel eine zentrale Rolle. Dabei spielen vor allem zwei Stoffwechselkonzepte eine wichtige Rolle:

Zum einen dreht sich vieles um die Folgen von Unverdautem bzw. Unverarbeitetem (im Ayurveda „Ama“ genannt). Dabei geht es buchstäblich um alles, was uns „schwer im Magen liegt“ – also auch schwer verdauliche Lebensmittel oder wenn unsere Verdauung nicht mehr richtig arbeiten kann. Du kennst das vielleicht selbst, wenn du später am Abend noch einen Rohkostsalat oder eine große Portion Fleisch isst. Wenn du dann ins Bett gehst, bleibt das Abendessen (teilweise) unverdaut – Ama entsteht. Letztlich kann dies zu fleckiger, stumpfer und glanzloser Haut, Rötungen oder Schwellungen führen.

Der zweite Begriff ist das wörtlich übersetzte „verdorbene Blut“ (im Ayurveda: „Raktadushti“). Es entsteht durch Reizstoffe wie zu viel Alkohol und Nikotin sowie sehr saure, fettige und scharfe Lebensmittel. Frittieren und Braten verstärken es zusätzlich.

Zusammenfassung

Das Wichtigste To-Go

Die Haut ist unser größtes Organ und übernimmt viele wichtige Funktionen.

Als „Spiegel unseres Innenlebens“ können Hautprobleme auf Krankheiten und emotionale Probleme hinweisen, weshalb die Haut im Ayurveda „der äußere Krankheitspfad“ genannt wird.

Mit der richtigen Ernährung kannst du jeden Tag etwas für deinen gesunden, strahlenden Teint tun. Deine Haut liebt vor allem einen eher vegetarischen Lebensstil, Gedämpftes und Gedünstetes, reifes Obst und Bitteres wie Rucola.

Vermeiden solltest du alles, was zu „stark“ ist – dazu gehören vor allem rotes Fleisch, zu viel Salz und scharfe Gewürze.

Bei der Hautpflege kann dein Dosha eine Rolle spielen, das gleiche gilt für chronische Hautkrankheiten.

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